Lügen- ein wichtiger Leitfaden für Eltern

Meine beiden wichtigsten Hebammentipps für frische Eltern

Ich möchte dir heute gern mitteilen, warum Eigensinnigkeit und gepflegtes Lügen zwei der wichtigsten Eigenschaften für Eltern sind- und wie dein Lügen zu (d)einer Entspannung beitragen wird.

Sicher ein durchaus kontrovers zu betrachtendes Thema, aber von vorn.

 

Wenn du entspannt alles lesen möchtest, dann folge gern dem Text im Verlauf.
Du möchtest schneller ans Ziel und direkt zu Tipp 1 kommen, dann klicke hier.

 

Es fängt ja schon in der Schwangerschaft an!

Wenn du richtig Glück hast, beginnt es schon BEVOR du überhaupt schwanger bist- nämlich nach der Hochzeit oder in einer langen Beziehung. Irgendwann muss man einfach schwanger werden wollen.

 

Solange du also noch keine Schwangerschaft verkündet hast, wird nachgefragt-wann möchtest du ein Baby? Warum klappt es denn bitte nicht bei euch?! Kennt ihr schon diese Technik und habt ihr jenes schon probiert? Wart ihr schon in dieser Arztpraxis und habt ihr euch schon abgelenkt? Wenn ihr euch Druck macht, klappt es sowieso nicht.

Oder wollt ihr keine Kinder? Eigentlich seid ihr dafür eh schon zu alt oder müsst noch bis später warten, weil es damit zu früh im Leben auch schwierig ist.

Aber in der heutigen Zeit, soll man doch Kinder haben wollen- oder lieber doch nicht. Je nach Gesprächspartner.

Sobald du dann schwanger bist, bekommst du gute Tipps für das Leben mit Baby!

Oft ungefragt und ungewünscht.

Nachbarn, Freunde, der Mensch in der Warteschlange hinter dir- alle, die schonmal ein Baby der eine Schwangere gesehen haben- oder eben ganz schnöde die eigene Familie. Alle wissen etwas (besser) und möchten dir das mitgeben.

Welche Babysachen braucht ihr unbedingt, welches Fläschchen ist das richtige und auf welchen Schnuller kann man nicht verzichten. Bitte geht auch in den einen Laden und kauft dort diesen speziellen Kinderwagen, verschiedene Kindersitze, Zubehör und diverse Babyausstattung.


 

Man kann es fast nur falsch machen, wenn man ein Kind bekommt, könnte man denken.
 Aber es gibt ganz simple Abhilfe!

Tipp 1:

 

Höre nicht auf das, was andere gut gemeint sagen. Triff deine eigenen Entscheidungen!

 

(-gemeinsam mit deinem Partner-) und geht euren Weg!

 

Nicht mehr, nicht weniger. So einfach ist das- eigentlich. Und doch ist es so schwer, seinen eigenen Weg zu finden und selbstsicher zu gehen.

 

Mach nicht, was dir zig verschiedene Leute empfehlen und denke gar nicht weiter darüber nach, was sie dir sagen!
 Lass dich nicht beirren!

Ich sehe es ganz pragmatisch- da du sowieso nicht jedem gut gemeinten Tipp, den du ungefragt bekommst, folgen kannst, kannst du es auch gleich erstmal komplett lassen.

 

Wenn du unsicher bist, ob es doch hilfreich für dich wäre, kannst du später darüber nachdenken, dich informieren und es mit deinem Partner besprechen. Dann könnt ihr bei Bedarf gemeinsam sondieren, ob etwas daran sein könnte, dass sich zu testen lohnt.
Selbstverständlich kannst du jederzeit deine Meinung revidieren und anpassen. Wenn es funktioniert- perfekt. Wenn nicht dürft ihr es nochmal ganz anders probieren.

 

Aber du solltest dich nicht durch jeden gut gemeinten Rat aus der Bahn werfen lassen und jedesmal deine eigenen Vorstellungen und Methoden hinterfragen.

Solange ihr als Familie zufrieden und glücklich mit eurer Entscheidung seid, stellt diese bitte nicht zur Diskussion.

 

Zudem gibt es beim Thema Baby und Kind keinen einzigen Königsweg. Nie eine allgemeingültige Meinung, die auf alles und jeden immer zutrifft. Man kann vieles diskutieren und auf verschiedene Arten lösen.

 

Ein gutes Beispiel dazu ist oft die Schlafsituation.

Wie oft haben alle Eltern schon die Fragen gehört:
„Schläft das Baby denn schon durch?“

Wie lange schläft es denn am Stück?“
„Schläft es denn schon in seinem eigenen Bettchen im eigenen Zimmer?“

Es gibt viele Paare, die gemeinsam mit dem Baby und dessen Geschwistern im Schlafzimmer im Familienbett schlafen.

Bei anderen zieht das Baby schon recht zeitig in sein eigenes Zimmer oder schläft mit Geschwistern im Kinderzimmer.

Manchmal schläft nur ein Elternteil mit dem Baby zusammen, aber getrennt vom anderen Elternteil. Damit dieser aus- oder durchschlafen kann.

Für alle diese Schlafmöglichkeiten gibt es gute Gründe- dafür und dagegen. Am Ende ist nur wichtig: „Kommen alle Familienmitglieder zu (einigermaßen) ausreichend Schlaf?“

Empfindet die Kernfamilie, also Mutter, Vater, Baby oder Geschwister diese Schlafsituation als passend und gut. Dann gibt es keinen Grund, daran etwas zu ändern!

 

Viele Eltern werden nach Gesprächen mit anderen Eltern oder der Familie unsicher und fragen mich, ob sie das Baby vielleicht nun doch anderswo schlafen lassen sollen.

Der Klassiker: Weil ihr Baby nur in ihrer Nähe schläft. Weil es zum ruhigen Schlafen meist getragen werden möchte. Weil es sich nicht oft, lange und allein ablegen lässt.

Ich frage dann immer zurück, bist DU zufrieden mit EURER Schlafsituation?

Gibt es aus deiner Sicht etwas, dass DU ändern möchtest?

Wie fühlt sich dein Mann, kann er ganz gut schlafen? Ist er zufrieden?

Möchtet IHR insgesamt etwas ändern an eurer Schlafumgebung?

 

Solange es für euch alle einigermaßen gut passt, ändert bitte nichts an eurer Situation.

Sobald ihr merkt, eure Umstände ändern sich und es wird unpraktikabel, wie ihr es bisher hattet- dann versucht ruhig eine andere Lösung zum Schlafen.

 

So individuell wie die Menschen sind, ist auch die jeweilige Situation. Ob diese sich nun auf das Schlafen oder ein anderes Thema bezieht.

Mein Rat nun- lasst euch gar nicht auf Diskussionen ein, was gut oder besser wäre!
Stellt euch nur die Frage: bin ICH, ist mein Partner, sind wir als Familie mit der Situation für uns zufrieden? Bekommen alle den Schlaf, den sie sich wünschen? Haben wir genug Nähe und Abstand zueinander?

Wenn ihr dies mit ja beantworten könnt, dann gibt es doch keinen Grund, an eurer Entscheidung zu zweifeln!

 

Sollte jemand von euch nicht zufrieden sein- dann bitte: besprecht es gemeinsam. Nur so könnt ihr eine passende Lösung für euch finden.

Diese kann ja in verschiedene Richtungen gehen. Es muss nicht täglich dieselbe Schlafsituation sein, wenn ihr variieren könnt.

Ein Beispiel wäre, wenn etwas Wichtiges ansteht und die Vorbereitung dazu viel und ruhigen Schlaf vorsieht, oder einer morgen zeitig raus muss- dann könnt ihr für diese Nächte getrennt schlafen- Couch, Kinderzimmer, Schlafzimmer.

Teilt euch sinnvoll auf.
Und wechselt diese Aufteilung, wenn der oder die andere mal mehr Ruhe braucht.

An freien Tagen spricht doch dann im Gegenzug nichts dagegen, dass alle im gemeinsamen Zimmer schlafen. Oder ihr wechselt den Einzelschlafplatz.

Hauptsache IHR seid als Familie damit zufrieden und glücklich! Es gibt nicht den einen Königsweg.

 

 

Damit komme ich zu meinem Hebammentipp 2: Lügen!

Wenn du etwas gefragt wirst und keine Lust auf andere Meinungen oder Diskussionen hast- lüg einfach im Rahmen der sozialen Erwünschtheit!“

Antworte das, was sich euer Gegenüber vermutlich als Antwort erhofft.

So vermeidest du meist ein längeres, ermüdendes Gespräch, wenn du gerade keine Lust auf Austausch hast.

 

Natürlich darfst du auch gern die Wahrheit sagen- du möchtest keine Tipps, du weißt, was du tun möchtest und bist mit deiner Entscheidung zufrieden.
Aber je nach Situation könnte daraus ein längeres Gespräch werden und darauf hat man einfach manchmal keine Lust.

Darum hat es sich durchaus schon bewährt einfach zu lügen und seine Ruhe zu haben.

Oder du nickst höflich die Idee deines Gesprächspartners ab.

Diskussionen lassen sich jedenfalls oft so vermeiden und auf kurzen Smalltalk begrenzen.

 

Als Beispiel nehme ich auch hier gern nochmal das Thema schlafen.

Schläft das Baby denn schon in seinem eigenen Bett?

Schläft das Baby denn schon durch?

Alles Themen, bei denen man sich prima ausufernd streiten kann, wenn man unterschiedliche Meinungen und Erfahrungen hat.

Jedes Baby, jeder Mensch ist anders. Die Erwartungen an den Babyschlaf sind leider oft sehr hoch und meist nicht erfüllbar von den kleinen Menschlein.

 

Dann antworte einfach mal: „Ja, mein Baby schläft schon durch.“

Ach, das ist eine gute Idee, das Baby in sein eigenes Zimmer zu legen. Das werde ich mal ausprobieren.“

Und natürlich probierst du es nicht aus, wenn es nicht dein Weg ist.

Hier geht es wirklich nur darum, einer Diskussion aus dem Weg zu gehen, höflich deinen eigenen Weg weiter zu gehen und dich keiner Diskussion aussetzen zu müssen, wenn du gerade nicht bereit dazu bist.

 

Und nein, ich als Hebamme empfehle das getrennte Schlafen nicht prinzipiell. Ich finde Co- Sleeping mit dem Neugeborenen perfekt. Aber hier geht es ja darum, eine Antwort zu geben, die nicht zur Diskussion mit dem jeweiligen Gegenüber führt und dementsprechend zu deiner Ruhe beiträgt.

 

Als alternative Antwort geht auch: “Nein.“

Ein Nein ohne Begründung ist auch eine komplette Antwort.

 

Schläft dein Baby schon durch?

Nein.“

Lächeln.

Die Ruhe aushalten.

Nichts weiteres sagen.

Du musst dich nicht begründen, wenn du nicht möchtest.

 

Selbstverständlich kannst du auch deine Meinung sagen und die Diskussion führen, wenn du die Zeit und Lust dazu hast.

Besonders in der engeren Familie, mit Omas und Opas macht das natürlich auf Dauer schon Sinn.

Oder du verweist darauf, dass es das Gegenüber einfach auch nichts an geht, wie ihr schlafen möchtet.

 

Aber manchmal hat man einfach keine Lust und möchte höflich bleiben. Ja nun...- dann darf man meine Meinung nach auch mal den einfacheren Weg gehen und eine Art Notlüge anwenden.

 

Andersherum ist es auch ein gutes Training, wenn du dich bei deinen Freunden und Bekannten ebenso mit ungefragten Ratschlägen zurück hältst, wenn du die längeren Erfahrungen mit Babys hast. :)
Bleib offen für andere Familien und anderes Verhalten. Versuche nicht zu werten, aber bleibt oder geht durchaus ins Gespräch, wenn ihr euch dafür nahe genug seid.

 

Wie haltet ihr als Kernfamilie es denn in Bezug auf ungefragte Ratschläge aus der Familie oder von Freunden und Fremden? Bekommt ihr oft welche? Werfen Sie euch aus der Bahn und seid ihr verunsichert oder könnt ihr gut damit umgehen?

Habt ihr einen Tipp an andere Eltern, wie sie besser und entspannter bleiben können, wenn sie ungefragte Tipps bekommen? (Bei dem Satz muss ich selber grinsen und habe es extra so formuliert...!)

Schreibt mir doch gerne einen Kommentar.

 

Wenn ihr Fragen zu Hebammenthemen und Elternthemen habt, dann schreibt mir gern über mein Kontaktformular. Vielleicht können das ein oder andere neue Blogbeiträge werden!

In dem Sinne- habt noch einen schönen Tag! Und denkt immer daran:
Nicht aufregen, nur wundern!

 

Du bist auch herzlich in meine Telegram Gruppe zum Austausch und Vernetzen eingeladen! Suche bei Telegramm gerne nach Hebamme Kristin Illgner und tritt meiner Gruppe bei. 

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Bleibt fröhlich!